Kurze Zusammenfassung der Geschichte Irans
Frühgeschichte
um 2500 v. Chr.: Das
Reich von Elam mit der Hauptstadt Susa entsteht. Dieses Volk (Herkunft
unbekannt) schafft die erste hochentwickelte Kultur im Gebiet des späteren
Iran. Um 2200 errichten sie in ihren Städten die ersten Kuppelbauten der
Menschheitsgeschichte.
um 2200 v. Chr.: Arische
Stämme aus Zentralasien beginnen, über das Elbursgebirge nach Süden
vorzudringen. Die eroberten Gebiete nennen sie "Iran", "Land der
Arier".
1728-1686 v. Chr.:
Hochblüte des Babylonischen Reiches. König Hammurabi verfasst ein vorbildliches
Gesetzeswerk, wovon später der persische Großkönig Dareios I. beeinflusst
wird.
um 1000 v. Chr.: Die
arischen Stämme der Meder und Perser wandern aus Südrussland ein und siedeln
westlich des heutigen Täbris.
um 800 v. Chr.: Die
Perser lassen sich im Gebiet des heutigen Schiras nieder und machen es zu ihrem
Stammland "Parsa".
708 v. Chr.: Deiokes
gründet das Mederreich mit der Hauptstadt Ekbatana.
um 700 v. Chr.: In der
iranischen Landschaft Parsa entsteht unter Achämenes die Dynastie der
Achämeniden.
635 v. Chr.: Die
Meder erobern große Teile des Iran, die Perser werden ihre Vasallen.
559 v. Chr.: Kyros
II. wird Herrscher der medischen Provinz Parsa.
550 v. Chr.: Kyros
erobert die medische Hauptstadt Ekbatana. Mit dem Sieg über die Meder beginnt
der glanzvolle Aufstieg der Achämeniden zu den Herrschern des frühesten
Weltreiches der Geschichte.
546-539 v. Chr.: Kyros
verleibt Kleinasien seinem Reich ein, erobert Belutschistan, Baktrien und
Babylonien.Persien wird Weltmacht.538 v.Chr. entlässt er die Juden aus der
Babylonischen Gefangenschaft.
530 v. Chr.: Kyros
fällt im Kampf gegen die Skythen. Nachfolger wird sein Sohn Kambyses II.
525 v. Chr.:
Kambyses II. unterwirft Ägypten.
522-486 v. Chr.: Dareios
I. regiert. Unter seiner Herrschaft wird die Ostgrenze bis zum Industal (512)
ausgedehnt. Dareios sorgt für eine straffe Staatsorganisation, die vorbildlich
für spätere Weltreiche wird.
490 v. Chr.: Die
Athener besiegen die Truppen des Dareios bei Marathon.
486-465 v. Chr.: Xerxes
I., Sohn des Dareios, regiert.
480 v. Chr.: Die
Perser unter Xerxes siegen gegen die Griechen in der Schlacht an den
Thermophylen und zerstören Athen mit der Akropolis. Aber in der Schlacht von
Salamis und bei Platäa (479) siegen die Griechen.
333-323 v. Chr.: Alexander
der Große zerstört das persische Großreich. Mit der Ermordung von Dareios III.
erlischt 330 die Dynastie der Achämeniden.
323-280 v. Chr.: Nachfolgekämpfe
unter den Generalen Alexanders um die Herrschaft im eroberten Weltreich.312 v.
Chr. gelangen die Seleukiden in der Osthälfte zur Herrschaft. Unter ihrer
Regierung wird die Hellenisierung Persiens vorangetrieben.
250 v. Chr.-250 n. Chr.: Der
iranische Stamm der Parther besiegt die Seleukiden. Die Parther begründen die
Dynastie der Arsakiden. Unter ihrer Herrschaft bleibt der hellenische Einfluss
bestehen.
225-651 n. Chr.: Die
persischen Sassaniden besiegen die Parther und errichten das "Neupersische
Reich". Bewusst knüpfen sie an die Tradition der Achämeniden an und
übernehmen die Herrschaftsform des Gottkönigtums.
Islamische Frühzeit
um 570:
Mohammed wird in Mekka geboren.
610: Mohammed
beginnt in Mekka zu predigen.
622:
Mohammed muss mit seinen Anhängern von Mekka nach Medina fliehen. Die
"Hedschra"(=Auswanderung) markiert den Beginn der islamischen
Zeitrechnung.
632: Arabien
ist dem Islam unterworfen. Mohammed stirbt.
632-634: Kalif
Abu Bekr unternimmt erste Eroberungszüge nach Syrien und Persien.
634-644: Kalif
Omar erobert Syrien, Palästina und weite Teile Persiens.
651:
Yesdegerd III. wird auf der Flucht ermordet. Damit endet das Geschlecht der
Sassaniden.
656-661: Ali,
Schwiegersohn des Propheten, ist Kalif. Unter seiner Regierung bahnt sich die
islamische Religionsspaltung an.
661-680: Nach
Alis Ermordung wird Muawija Kalif und begründet die Dynastie der Omaijaden.
680: Alis
Sohn Hussein meldet nach Muawijas Tod Thronansprüche an. Muawijas Sohn Yesid
lässt aber Hussein bei Kerbela (Irak) töten. Während der zwei folgenden
Jahrhunderte bilden sich zwei unversöhnliche Gruppierungen: Sunniten und
Schiiten.
749/ 750: Die
Dynastie der Omaijaden wird durch Sunniten und Schiiten aus Persien gestürzt.
Die arabisch-persische Dynastie der Abbasiden kommt zur Macht, bekennt sich zum
sunnitischen Glauben und bekämpft die Schiiten.
864-999: Die
sunnitische Dynastie der Samaniden steigt auf und wird um 900 zur beherrschenden
Macht im östlichen Iran. Die Samaniden leiten ihre Herkunft von den Sassaniden
ab.
977-1186: Die
sunnitische Dynastie der Ghaznaviden beherrscht von Ghazni aus große Teile des
östlichen Iran.
1051: Der
Seldschukenfürst Togrul macht Isfahan zur Residenz seines Reiches.
1071: Die
Seldschuken erobern Anatolien, das zur Keimzelle eines späteren Großtürkischen
Reiches (unter den Osmanen) wird.
1220: Die
Mongolen unter Dschingis-Khan erobern Persien. Ein Jahrhundert der Verwüstung
folgt.
um 1230: Über
Sizilien und das maurische Spanien gelangen zum erstenmal Schriften islamischer
und altgriechischer Autoren ins christliche Europa, ebenso wie die
"arabischen " Zahlen.
1453: Die
Osmanen erobern unter Mehmed II. Konstantinopel. Ihr Reich ist damit endgültig
die beherrschende Großmacht des Islam.
1501-1722: Die von
Ismail begründete schiitische Dynastie der Safawiden regiert. Sie belebt die
altpersische Tradition des Gottkönigtums wieder.
1722: Sturz
der Safawiden durch die afghanische Dynastie von Kandahar.
1747:
Afghanisten löst sich von dem geschwächten Persien und begründet ein
unabhängiges Königreich.
1794-1797: Nach
langen Machtkämpfen gelangt in Persien Mohammed Kadschar auf den Thron und
begründet die Dynastie der Kadscharen.
1797-1925: Unter
der Dynastie der Kadscharen gelangt Persien zunehmend unter das Diktat
europäischer Mächte. Despotische Herrscher und fortschrittsfeindliche Mullahs
verhindern jede durchgreifende Reform. Persien wird ein
"Entwicklungsland".
1796: Teheran
wird Hauptstadt Persiens.
1868: Die
Russen erobern Turkestan mit Buchara und Samarkand. Diese einst glanz- vollen
Kulturzentren bleiben bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991 unter russischer
Herrschaft.
1872: Die
bankrotte Regierung unter Schah Nasir ad Din überläßt Großbritannien einen Teil
seiner Bodenschätze gegen relativ geringe Gewinnbeteiligung.
1901: Die
Konzessionen für Erdölbohrungen in Persien wird von Schah Muzaffer ad Din an
die Briten vergeben.
1905/1906: In Teheran
bricht eine Revolution aus. Protestiert wird gegen die unfähige Regierung und
die rasche Zunahme des ausländischen Einflusses.
1909: Die
Anglo- Persian Oil Company wird gegründet, um die persischen Erdölfelder
auszubeuten.
1909: Aufständische
zwingen Ahmed Schah, das Parlament wieder einzusetzen, das ein Jahr zuvor durch
ihn aufgelöst wurde. Er regiert seitdem in einer konstitutionellen Monarchie
(bis 1925).
1918: Nach
dem Ende des Ersten Weltkrieges nimmt der britische Einfluß in Persien noch
weiter zu. Persiens Wirtschaft steht völlig unter Kontrolle der Briten.
Die Dynastie der Pahlevi und die "Iranische Revolution"
1921: Reza
Khan, Kosakenoffizier, stürzt durch einen Militärputsch die Regierung in
Teheran. Formell bleibt Ahmed Schah im Amt. Tatsächlich regiert jedoch Reza
Khan.
1925: Reza
Khan besteigt als Schah Reza Pahlevi den Thron.
1925-1979: Die
Dynastie der Pahlevi regiert absolut. Das Parlament besteht zwar formell
weiter, darf aber keine demokratische Kontrolle ausüben. Unter den Pahlevi wird
der Iran energisch und rücksichtslos zugleich modernisiert. Atatürk ist das
erklärte Vorbild (Atatürk hat ein Jahr zuvor, nach dem Zusammenbruch des
Osmanischen Reiches, den Einfluss islamischer Rechtsgelehrter auf die Politik unterbunden).
1928: In
Kairo gründet Hasan al Banna als Reaktion auf den "Verrat am Islam",
wie er die Verwestlichung in der Türkei und Persien nennt, die
Moslembruderschaft. Damit beginnt die Entwicklung der "modernen"
radikal-islamischen Bewegungen, Jahrzehnte vor Khomeini.
1935: Reza
Pahlevi lässt die amtliche Bezeichnung "Persia" durch
"Iran" ersetzen. Die Regierung setzt sich verstärkt für eine
Rückbesinnung auf "iranische Traditionen" ein. Reza Pahlevi verbietet
1936 gegen den heftigen Widerstand der Geistlichen die Verschleierung der Frau
( sein Nachfolger hebt 1941 das Verbot auf Druck konservativer Kreise wieder
auf).
1941: Großbritannien
und die Sowjetunion besetzen den Iran. Reza Pahlevi muss auf- grund seiner
Parteinahme für die Deutschen im Zweiten Weltkrieg abdanken und dem
zweiundzwanzigjährigen Sohn den Thron überlassen. Nach dem Sturz Reza Pahlevis
schreibt Khomeini sein erstes politisches Buch gegen die Dynastie Pahlevi.
1941-1979:
Mohammed Reza Pahlevi regiert.
1951-1953: Mohammed
Mossadegh ist Premierminister. Er verstaatlicht die Ölindustrie und zwingt die
Briten, den Iran zu verlassen.
1962: Der
Schah sieht sich durch die zunehmende Verelendung der Bauern veranlasst, eine
Bodenreform durchzuführen. Die Reform ist der liberalen und sozialistischen
Opposition zu "kapitalistisch", den Geistlichen zu
"unislamisch".
1963: Der
Schah verkündet das Wahlrecht der Frauen. Dieses neue Gesetz und die
Bodenreform, die er jetzt "Weiße Revolution" nennt, stoßen bei der
Geistlichkeit auf heftigen Widerstand. Im Juni kommt es zu schweren Unruhen.
Zum ersten Mal tritt Khomeini politisch hervor. Der Schah lässt den Aufstand
mit brutaler Härte niederschlagen.
1964: Khomeini
wird wegen seiner politischen Aktivitäten aus dem Iran verbannt. Bis 1965 lebt
er in Exil in Bursa (Türkei), dann siedelt er nach Nedschef (Irak) über.
1978: Im
Januar beginnen im Iran Volksunruhen von bisher nicht gekannter Heftigkeit
gegen den Schah. Die Regierung des Irak, vom Schah unter Druck gesetzt, verweigert
Khomeini ein weiteres Exil. Khomeini übersiedelt nach Neauphle- le- Chateau bei
Paris .
1979: Schah
Mohammed Reza Pahlevi verlässt am 16. Januar den Iran. Ende der Dynastie
Pahlevi. Khomeini kehrt am 1. Februar in den Iran zurück. Nach einer Volksabstimmung
im März wird am 1. April die "Islamische Republik" ausgerufen.
Quelle: Schweizer, Gerhard: Iran. Drehscheibe
zwischen Ost und West. Stuttgart 1991.